Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

Hansi, Sonntag, 20. November 2016, 12:05 (vor 2708 Tagen)

Hallo M/V-er,

Ich (45) plane eine MV Alpenüberquerung voraussichtlich mitten Juli 2017.
Ich werde sowieso alleine starten aber hoffe und gehe davon aus hin und wieder nette Leute und Bergbegeisterten zu treffen mit denen ich eine Strecke zurücklegen darf... vor allem bei schwierige "Abschnitte" , Lage oder Wetterbedingt zb Birkkarspitze. Friesenbergscharte werde ich zusammen mit einem Freund (aus Tux Lanersbach mitglied der Bergwacht) machen, Schiarra kann ich eventuell umgehen.

Wir sind schon seit Kindheit, während der Sommerferien, in die Bergen gefahren und machen das Heute noch immer gerne und inzwischen mit unsere Kindern ( 10-12). Wir haben zb in juli 2016 eine kleine Mehrtagestour in der Tuxer Alpen gemacht. Ich habe schon auch manches erlebt wie schweres Gewitter am Rosegarten bzw Coronelle-pass, plötzliche Wintereinbruch während eine Sommertour und keine Markierung mehr zu sehen...und, und,...
Ich war auch schon mehrmals allein unterwegs aber nur bei Tagestouren.Ich gehe davon aus über eine gute Ausrustung zu verfügen.

Ganz ehrlich gab es auch momenten wo plötzlich meine Trittsicherheit kurz fehlte...vielleicht passiert das auch anderen?

Habe ich hiermit ausreichend und die richtige Erfahrung? Bergerfahrung sammelt man halt nur am Berg... oder bin ich falsch? Gibt es vielleicht noch echt gute (DAV) Kurse oder Bucher die emphelenswert sind?
Alle Tips & Tricks um gut Vorbereitet und "allein" vernuftig am Start zu stehen sind willkommen.


Gerne eure offene Meinung....vielen Dank!

Aus Flandern grüßt euch Hansi

Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

ChristopherMcCandless ⌂ @, Donnerstag, 24. November 2016, 09:27 (vor 2704 Tagen) @ Hansi

Hallo Hansi,
um es in Jugendsprache zu formulieren: läuft bei Dir ;)
Ich denke, dass Du ausreichend Erfahrung besitzt.
Grüße und viel Spaß!

Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

Hansi, Sonntag, 27. November 2016, 22:06 (vor 2700 Tagen) @ ChristopherMcCandless

Danke!

Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

DieHelmis, Donnerstag, 24. November 2016, 12:09 (vor 2704 Tagen) @ Hansi

Hallo Hansi,

Ich kenne Deine Trittsicherheit und Deine Voraussetzungen natürlich nicht, aber vielleicht hilft es Dir zu lesen, wir wir das empfunden haben.

Wir machen die Tour in 3 Etappen als Familie mit unseren 2 Kindern. Sie waren beim Start im Sommer 2015 fast 8 und 11 Jahre. Letztes Jahr sind wir von München bis ins Inntal gegangen, dieses Jahr vom Inntal bis zum Grödner Joch, nächstes Jahr soll es dann bis Venedig gehen. Unsere Kinder sind einigermaßen bergerfahren (Wochenendtouren im Bayerischen Alpengebiet, Lasörlinghöhenweg, korsische Berge etc). Wenn man mit Kindern unterwegs ist, muss man natürlich nicht nur die eigene Trittsicherheit berücksichtigen sondern vor allem die der Kinder (auch wenn in Sachen Höhe ich der größte Angsthase von uns bin).

Wir haben von vornherein geplant folgende Abschnitte zu umgehen:
1. Birkkarspitze : (Alternative östlich durchs Karwendel über Falkenhütte und Lamsenjochhütte und dann hinunter nach Schwaz statt westlich über Scharnitz, hat uns sehr gut gefallen).
2. Friesenbergscharte: Alternative über Geraer Hütte und Alpeiner Scharte (das ging auch beim diesjährigen August-Schnee, Friesenbergscharte ging an den Tagen gar nicht), war großartig!
3. Nives Scharte: wir sind die Alternative durch das Roa Tal über die Sieles Scharte gegangen, stolpern sollte man an den seilversicherten Stellen auch nicht, fanden wir aber unproblematisch.
4. Schiara: ist erst im nächsten Jahr dran, das werden wir ganz sicher umgehen, vermutlich mit dem Bus.

Wie oben schon erwähnt, was Höhe, Schwindelfreiheit und damit verbunden Trittsicherheit angeht bin ich das schwächste Glied in der Familienkette und wir sind in der Vergangenheit das eine oder andere Mal wegen mir umgekehrt. Ich habe für München-Venedig sehr detailliert geplant und mir zu allen Passagen, wo im Rother was von Schwindelfreiheit & Trittsicherheit stand mögliche Ausweichrouten angeschaut, vor allem bei der Sieles-Scharte war ich unsicher. Auf der Tour habe ich folgendes gelernt:
1. Je weiter man kommt, desto sicherer wird man. Zum einen, weil man sich einfach an das Gehen auf schmalen Wegen mit dem Rucksack gewöhnt, zum anderen, weil die Anforderungen langsam steigen. Bis man zu den ersten kritischen Stellen kommt, ist man einfach in Übung. Es gab so mache Stelle, da wäre ich vor ein paar Jahren nie weitergegangen, da habe ich diesmal sogar runterschauen können. Die Sieles Scharte habe ich am Ende richtig genossen!
2. Mögliche Alternativrouten und die Bereitschaft, auch mal umzukehren nehmen den Stress. Dank der Alternativen und zus. Ausweichrouten (die wir nicht gebraucht haben), gab es keinen Abschnitt, wo wir das Gefühl hatten, wenn wir das heute nicht schaffen, dann kommen wir nicht weiter. Allein das gibt Sicherheit!
3. Trittsicherheit ist abhängig von der Tagesform. Wenn es mal nicht läuft, lieber einen Tag Pause machen. Nichts erzwingen und auch mal den Mut haben zu sagen "das ist heute nicht mein Weg"

Uns erwarten auch im nächsten Jahr Abschnitte, von denen wir nicht wissen, ob wir das schaffen. Dazu gehört sicher auch der Abstecher über den Piz Boe. Auch das werden wir wieder mit der Einstellung "wenn der Weg uns zu schwierig ist, dann gehen wir ihn nicht" angehen.

Unbestritten handelt es sich um einen hochalpinen Weg mit all seinen Risiken, die man nicht unterschätzen darf. Es gibt DAV Kurse "Grundkurs Bergsteigen", wir haben aber nie einen gemacht. Es gibt auch Kurse zur Wetterkunde, auch die haben wir nicht gemacht. Wetterempfehlungen und Warnungen gibt es von den Hüttenwirten, dass man darauf hört, versteht sich denke ich von selbst. Der ÖAV gibt einen Wetterbericht für 2 Tage aus, den kann man zur Planung gut hernehmen. Besonders wichtig ist das wenn lange Touren ohne geeigneten Unterstand anstehen (z.B. Lizumer Hütte - Tuxer Joch Haus oder Gliderscharte). Es ist aber durchaus sinnvoll, kritische Wetterentwicklungen selbst zu erkennen, dazu gibt es Bücher.

Aber mal eine andere Frage: wenn Deine Kinder gerne in die Berge gehen, hast schon mal dran gedacht, das mit ihnen gemeinsam zu machen? Für unsere Jungs war und ist das ein tolles Erlebnis, sie freuen sich schon auf Teil 3 im nächsten Sommer! Wenn Du Tips brauchst, immer gerne!

Viel Spaß beim Planen!
Sabine

Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

Hansi, Sonntag, 27. November 2016, 22:05 (vor 2700 Tagen) @ DieHelmis

Vielen Dank für die wirklich wertvolle Tips.
Vor allem vorherein Alternativen und Ausweichroutenplanen planen werde ich mir merken. Und wie gesagt auch das Planen macht sehr viel spaß...

Mit der ganzen Familie MV laufen ist sicher ein Wunsch von mir, aber die 3 Mädels sind noch nicht ganz uberzeugt auch eine längere Zeit ohne "Luxus" weiter zu kommen. Großartig was Eure Familie da gemacht hat!

Haben Sie Eure Schlafplätze im voraus reserviert? Und ware es dan Mehrbettzimmer oder kamen Sie als Familie im Schlaflager auch zu recht?

Schöne Grüße
Hansi

Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

DieHelmis, Samstag, 03. Dezember 2016, 11:24 (vor 2695 Tagen) @ Hansi

Hallo Hansi,

Mit der ganzen Familie MV laufen ist sicher ein Wunsch von mir, aber die 3 Mädels sind noch nicht ganz uberzeugt auch eine längere Zeit ohne "Luxus" weiter zu kommen. Großartig was Eure Familie da gemacht hat!
Ja, es ist wirklich ein tolles Erlebnis. Die Kinder waren auch bei der Planung schon begeistert, aber da weiß man natürlich nie, ob die Begeisterung die ersten 2 Tage in der Ebene übersteht! Die Absprache vorher war, dass wenn einer von uns (also eher von den Kindern) unterwegs feststellt, dass er das ganze so richtig doof findet, wir Erwachsenen auch bereit sind abzubrechen und das ganze Projekt nochmal angehen, wenn die Jungs nicht mehr mit uns in den Urlaub fahren. Dazu ist es zum Glück nicht gekommen :-)
Was den "Luxus" angeht haben wir mit Jungs wahrscheinlich tatsächlich weniger Befindlichkeiten, in dem Alter empfinden die es eher als Luxus, wenn sie mal nicht duschen müssen ;-) .

Sehr empfehlen kann ich übrigens das Buch "Mit zwei Elefanten über die Alpen", darin beschreibt Gerhard von Kapff deren Familienwanderung über die Alpen.

Haben Sie Eure Schlafplätze im voraus reserviert? Und ware es dan Mehrbettzimmer oder kamen Sie als Familie im Schlaflager auch zu recht?
Im ersten Jahr haben wir haben wir bis zum Inntal alles vorreserviert, mussten aber unterwegs einmal wegen Schlechtwetter umplanen. Das ging bei den reservierten Hütten ohne Probleme. Beim Abstieg ins Inntal haben wir dann versucht noch Übernachtungsplätze für die Voldertalhütte und die Lizumer zu bekommen, beide waren über Tage ausgebucht. Wobei ausgebucht bei DAV Hütten heißt, dass man immernoch gute Chancen auf einen Lagerplatz hat, wenn man frühzeitig kommt und schlimmstenfalls im Notlager übernachtet. "Frühzeitig" kommt man mit Kindern auf längeren Strecken eher nicht und ein Notlager war für uns keine Option, zumal nach der Lizumer eine lange und anstrengende Etappe kommt, wo die Jungs schon einigermaßen fit sein sollten. Wir haben daher 2015 im Inntal abgebrochen.

2016 haben wir tatsächlich alles vorreserviert mit 2 eingeplanten Pausentagen, die wir notfalls hätten streichen können, wenn wir woanders eine Nacht hängengeblieben wären. Trotz Schnee mussten wir nur einmal die Strecke, aber nicht die Übernachtungen ändern, so dass für uns diese Art der Planung sehr gut gepasst hat. In unserer Situation mit den Kindern war es eher wichtig, sicher einen Schlafplatz zu haben, als spontan entscheiden zu können. Wir sind ein paar Tage parallel mit einem Paar aus Berlin gewandert, die haben immer erst am Morgen für den gleichen oder maximal darauffolgenden Abend reserviert. Das hat bei denen in den meisten Fällen auch wunderbar geklappt, und wenn eine Hütte voll war, haben sie auch mal die Etappe verlängert. Das wollten wir halt mit Kindern nicht.

Weiter unten im Forum gibt es eine lange Diskussion über "Reservieren oder nicht" da gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Tendenziell eng wird es an den Wochenenden, da würde ich auch zu zweit oder alleine reservieren, sobald ich abschätzen kann, wann ich da ankomme.

Geschlafen haben wir dank der Reservierungen übrigens überwiegend in Zimmern, aber in einigen Hütten auch in Lagern. Die Kids schlafen im Lager übrigens oft besser als die Erwachsenen ;-) .

Viel Spaß beim Planen

Sabine

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