Erfahrungen mit Wetter, Juli
Hallo Liebe Wanderfreunde,
ich will München-Venedig wandern, hab aber nur soweit frei das ich die letzte Juni-Woche los komme und nur bis Belluno von der Zeit(bei optimalen Bedingungen)schaffen würde.
Nun die Frage, wie sieht es denn nun wirklich aus mit Schnee?
im Prinzip im Alpenteil ist man eigentlich so um den Anfang Juli, in meinem ersten Wanderführer von Dumont steht da nichts mehr von Schneemassen.
Und übrigens, wird in dem Führer explizit nur Klettersteigausrüstung für die Schiara gefordert. Da hier im Forum die Friesenbergscharte sehr streng beschrieben steht, im Führer aber mit 2 von 3 Sternen, hier auch ohne möglich?
Freue mich auf Eure Antworten
MfG
René
Erfahrungen mit Wetter, Juli
K2 
, Samstag, 04. April 2015, 12:24 (vor 3313 Tagen) @ Dobberstein, René
Hallo René.
1. Wetter/Schneelage Juni/Juli
Ich glaubte gerade bei Deiner Anfrage ein Déjà-vu zu haben und richtig, 363 Tage früher gab es exemplarisch bereits ähnliche Diskussion hier im Forum:
Oder auch:
Entscheidend ist auch nicht "Schneemasse" (der Hauptteil des Schnees des Winters ist im Juni/Juli in JEDEM Fall weg), sondern die Verteilung der verbliebenen Restmenge bzw. die aktuelle Neuschneemenge.
Beispiel vom Alpenhauptkamm in den Zillertaler Alpen, 30. Juni 2014 (30 cm Neuschnee (in Verwehungen bis 90 cm) auf ca. 1,5 m Altschnee im Kessel):
![[image]](https://dl.dropboxusercontent.com/u/41836978/M-V_Alpenhauptkamm_Schnee_2014-06-30.jpg)
Aus gegebenem Anlaß (wiederholte verquere Nachfragen bzw. von den Verhältnissen völlig erschöpfte, enttäuschte, überraschte und teilweise überforderte oder auch von Hüttenwirten augenscheinlich fehlgeleitete Wanderer, die einem zuweilen zwischen Mitte Juni und Mitte Juli in den Zillertaler Alpen begegnen):
Die kommerziell erhältlichen München-Venedig-Führer sind sicherlich gute Hilfsmittel, nichtsdestotrotz weisen sie teilweise eklatante Mängel im Detail auf und es sind nur Druckerzeugnisse - die Realität mag im Einzelfall (völlig) anders aussehen.
2. Friesenbergscharte
Klettersteigausrüstung für Friesenbergscharte ist im Unterschied zur Schiara NICHT notwendig. Das ist VÖLLIG anderes Terrain !
Ein paar Beispiel-Fotos von Mitte Juli 2013:
Fazit:
1. Ab Mitte Juni kann man vielleicht anfangen, sich mit der potentiellen Alt-Schneelage Ende Juni/Anfang Juli zu beschäftigen.
2. Bei einem M-V-Venedig-Start deutlich vor Mitte Juli, muß man davon ausgehen, daß man nicht alle Etappen auf der Original-Graßler-Route wird gehen können (vom einen oder anderen Abstecher/Variante ganz zu schweigen).
Die üblichen Verdächtigen sind (zur Wiederholung):
- Birkkar-Überschreitung (Umgehung: Lamsenjoch; Umgehung: Scharnitz)
- Pluderling-/Gschützspitzsattel (Umgehung: Torjoch)
- Friesenbergscharte (Umgehung: Gamshütte-Friesenberghaus; Umgehung: Alpeiner Scharte)
- Gliederscharte (Umgehung: Pfunderer Joch)
Rein subjektiv (ohne empirische Untermauerung) würde ich persönlich die Begehungswahrscheinlichkeiten (mit hinnehmbarem Restrisiko und erforderlicher Ausrüstung) für einen 01.07. eines Jahres wie folgt klassifizieren:
- 15% (45%; 98%)
- 65% (75%)
- 30% (50%; 5%)
- 70% (85%)
3. Flexibilität, Alternativ-Optionen und entsprechende Ausrüstung, sowie Abwägen im Einzelfall/Situations-bedingt ist deshalb gefragt.
Schöne Grüße
K2.
Erfahrungen mit Wetter, Juli
Danke Ka Zwei,
mit dem Dejá Vu hast du natürlich recht gehabt ;)
Zu deinem 3. Punkt ganz unten, was würdest du aus deiner Erfahrung heraus denn explizit unter guter Ausrüstung verstehen? Da kann man ja fast schon mit Schneeschuhe planen.
Ich wollte das Gewicht am Rücken eigentlich auf ein Minimum reduzieren.
Ich hatte außerdem gehofft, dass, dadurch das es der wärmste Winter im Alpenraum seit Aufzeichnung war, sich damit auch die Schneebedingungen deutlich zu Wanderer´s Gunsten verschiebt.
MfG
René
Erfahrungen mit Wetter, Juli
K2 , Montag, 06. April 2015, 18:27 (vor 3311 Tagen) @ René
Hallo René.
1. Schneeschuhe ?
Nö, Schneeschuhe sind ja "nur" bei lockerem, richtig einsinkendem Schnee sinnvoll.
Im Frühsommer ist aber eher mit festem Altschnee zu rechnen, dann würde man mit Schneeschuhen sehr "unrund" und je nach Krallentechnik sogar sehr unsicher gehen.
Selbst potentielle Neuschneemengen übersteigen in dieser Jahreszeit wohl nie die Schwelle, ab der Schneeschuhe hilfreich wären - vom Gewicht und der extremen Lawinengefahr von viel Neuschnee im Sommer (mangelnde Haftung) mal ganz zu schweigen.
Ich Rede eher von Grödeln (Leichtsteigeisen: 6-Zacker), Gamaschen, ... vielleicht einem Eispickel.
Richtige Steigeisen (12-Zacker) schleppen Gewichts-technisch - für vielleicht einen von 29 Tagen - eher Leute mit, die so wahnsinnig sind, von Ost nach (Süd-)West über die Alpen zu laufen ...
2. Temperatur
Von warmem Winter auf frühe Ausaperung zu schließen, erscheint mir weit her geholt und nicht kausal miteinander verbunden.
Der Sommer 2014 war wohl (mindestens bis Anfang August) auch in Teilen Südtirols, Italiens und der Schweiz der schlechteste seit 100 Jahren bzw. dem Beginn der Wetteraufzeichnungen und trotzdem bin ich im ganzen Sommer nur 3x richtig durchnäßt gewesen (Wasser im Rucksackbodenfach).
Entscheidend für Altschneesituation an bestimmten Stellen ist neben der Wintergesamtschneemenge (das Temperatur-Mittel eines Winters an sich, besitzt lokal keine besondere Aussagekraft) an diesem Ort am aller meisten das Temperatur-Niederschlags-Verhalten in den Monaten April - Juni.
Im Prinzip recht einfach:
Warmer Regen ==> Schnee geht sehr schnell zurück
Wärme ==> Schnee geht langsam zurück
Kälte + Regen ==> Schnee geht ganz, ganz langsam zurück
Kälte ==> Schnee bleibt
Schnee ==> Schnee wird mehr
Schöne Grüße
K2.
P.S.: Korrekt ist aber natürlich, daß es in diesem Winter auf der Alpensüdseite (aber dort haben die Venediger meist eh keine Schnee-Probleme mehr) erheblich weniger Schnee als den Winter davor gab - das ist aber auch keine Kunst 
P.S.:
K2 , Dienstag, 07. April 2015, 18:15 (vor 3310 Tagen) @ René
Kleiner (Alpennordseiten-)Nachtrag zu den Theorien "Warmer Winter = wenig Schnee" und "Anfang April Schneemenge Mitte Juni vorhersagen":
06.04.2015: Schnee-Saison-Hoch auf der Zugspitze
Strahlend weiße Grüße
K2.
Hat sich das Blatt zum Guten gewendet?
Hallo K2
jetzt, nach 2 Monaten sind wir vllt. schon ein bisschen schlauer.
Nach den Regenfällen der letzten Tage, auch im Karwendel, und den seit min. einer Woche andauernden Wärmephasen könnte es für Juli doch gut aussehen, oder?
Zumal laut bericht die Wärme anhaltend ist, und Gewitter im Alpenraum mit feuchtem Niederschlag sich jetzt häufen.
Was meinst du K2?
PS: werde die Woche mal einige Hütten anrufen und mich nach Wetterlage und begehbarkeit erkundigen, mal schauen was bei rum kommt
Hat sich das Blatt zum Guten gewendet?
Frank , Gent, Belgien, Samstag, 20. Juni 2015, 21:17 (vor 3236 Tagen) @ René
Hallo Rene,
hast du schon mehr information bekommen uber die schneelage? Wir (ich mit meinen Tochter von 13 und Sohn von 14) hatten gerne losgefahren in Munchen am ersten Juli, und hoffen am ende Juli in Venedig an zu kommen.
Viele Grusse,
Frank
Erfahrungen mit Wetter, Juli
Gipfelfreizeit 
, Freitag, 15. Januar 2016, 00:13 (vor 3028 Tagen) @ Dobberstein, René
Wir sind am 27. Juli 2015 in München gestartet. Das Wetter war traumhaft! Lediglich drei Tage Regen. Einmal davon im Abstieg von der Friesenbergscharte. Aber das kann zu jeder Jahreszeit passieren. Einzig auf der Birkkarspitze lag noch zu viel Altschnee, so dass wir von Vorderriß über Scharnitz zum Hallerangerhaus gegangen sind.