Die Frage nach dem Schuh

Stratos, Freitag, 22. April 2016, 21:32 (vor 2926 Tagen)

Mosche zusammen,

möchte die Strecke auch ganz gerne mal angehen.
Bin momentan am recherchieren welche Schuhe am besten wären.
Mein Favorit ist gerade der MS MTN Trainer Mid GTX von Salewa, ein B/C Schuh.
Meine Frage wäre erstmal, ob man mit diesen Schuhen die gesamte Strecke laufen kann oder viel mehr, ob es auch angenehm ist. Der Verkäufer meinte, dass diese Schuhe auf "normalen" Wegen (Wanderwege oder Straße) dann doch eher ungünstig sind.

Braucht man also zwei Paar Schuhe für den Traumpfad?

Und was haltet ihr noch von diesem hier? Jack Wolfskin ALL TERRAIN 7 TEXAPORE MID M

Dank euch schonmal!!

Die Frage nach dem Schuh

Klaus @, Nürnberg, Samstag, 23. April 2016, 09:43 (vor 2926 Tagen) @ Stratos

Tja, die leidige Schuhfrage.

Lange Version:

Vorweg, der MS MTN Trainer Mid GTX von Salewa ist ein toller Schuh und für den gesamten Weg von Lenggries bis Tarzo perfekt. Ich habe mir den MS MTN Trainer Mid GTX letztes Jahr selbst gekauft; meine Meindl Vakuum GTX waren nach 10 Jahren intensiver Nutzung einfach am Ende und neu besohlen lohnte sich nicht mehr. Zudem wollte ich einen leichteren Schuh als den Meindl. Mit dem Salewa bin ich sehr zufrieden, passt wunderbar, Sohle sehr griffig, noch nie eine Blase gehabt, drückt nicht. Aber natürlich ist es ein Bergstiefel und für die Strecke von München nach Lenggries und für die Flachetappen nach Venedig ist kein Bergstiefel die optimale Lösung. Aber deswegen würde ich persönlich kein zweites paar Schuhe über die Alpen schleppen.

Ich bin kein Gewichtsfeteschist, aber mein Ziel ist immer ein Rucksack, der - ohne Wasser und Brotzeit - zwischen 8 und 9 kg wiegt. Mein zweites paar Schuhe sind ein paar superleichte Flipflops für die Hütte.

Nachdem ich mit dem MS MTN Trainer Mid GTX so extrem zufrieden bin, habe ich mir vor kurzem noch den MS MTN Trainer GTX gekauft, das ist die "Halbschuhversion", auf neudeutsch heute wohl Approach-Schuh genannt. Der exakt gleiche Schuh, nur ohne den hohen Schaft. Gleiche Sohle, ebenfalls Goretex, aber eben ein ganzes Stück leichter. Nachdem ich jetzt beide Schuhe habe, bin ich ernsthaft am überlegen ob ich MV dieses Mal mit diesem Schuh gehe. Ich bin die Strecke 2012 schon einmal gelaufen und mir fällt eigentlich keine Stelle auf dem Weg ein, wo es nicht ein Approchschuh ebenfalls tun sollte. Klar, man kann eher umknicken, man kann sich eher mal den Knöchel am Fels anhauen, aber würde eben einiges an Gewicht sparen und man würde die Flachetappen nicht mit einem hohen Bergstiefel laufen.

Ich habe die niedrige Version bisher nur im Mittelgebirge getestet, will aber im Mai mal eine richtige Bergtour damit machen und mich dann entscheiden.


Kurze Version:

Nimm ein paar Stiefel mit, das richtig passt, damit überstehst Du auch die Flachetappen.


Klaus

PS: Jack Wolfskin? Ich persönlich halte davon gar nichts.

Die Frage nach dem Schuh

Stratos, Samstag, 23. April 2016, 12:16 (vor 2925 Tagen) @ Klaus

Dank dir für die ausführliche Antwort Klaus!
Dein Vorhaben würde auch mein aktuelles Problem lösen, ich bräuchte auch einen Schuh mit dem ich hier im Taunus oder am Rhein meine ersten längeren Versuche starte. Oder ich laufe da gleich meinen B/C Schuh ein. Vermute aber dass er dafür dann halt wirklich nicht so geeignet ist.. oder doch? Mit dem Halbschuh könnte ich dann beides machen. Denke aber dass ich aus Vernunftgründen die Venedig Tour eher mit dem Stiefel laufe, gerade da ich das ja noch nie gemacht habe.

Die Frage nach dem Schuh

Klaus @, Nürnberg, Samstag, 23. April 2016, 13:36 (vor 2925 Tagen) @ Stratos

Egal welchen Schuh Du kaufst, Du solltest ihn so oft wie möglich im Vorfeld schon tragen, auch wenn er für das Gelände bei Dir vor der Haustür übertrieben erscheint. Mit diesem Schuh musst ja dann auch die Strecke von München bis zu den ersten richtigen Bergen bei Lenggries gehen.

Wovon ich generell abrate, ist es am ersten Tag die Strecke - wie im Rother Wanderführer beschrieben - von München bis nach Wolfratshausen zu gehen. 34 km mit viel Anteil an Teer und Schotter mit Wanderstiefeln und mehr als 10 kg auf dem Rücken ist kein Vergnügen und m.E. Unsinn. Ich habe 2012 einige Leute getroffen, deren Wanderpartner nach der ersten oder zweiten Etappe abgebrochen haben, weil sie sich einfach übernommen hatten. Am ersten Tag bis nach Schäftlarn oder Hohenschäftlarn zu gehen (ca. 22 km) reicht m.E. auch.


Klaus

Die Frage nach dem Schuh

alex, Samstag, 23. April 2016, 21:00 (vor 2925 Tagen) @ Klaus

Klaus da kann ich dir nur zustimmen. Bin 2014 auch die komplette erste Etappe, so wie im Rother Wanderführer beschrieben, bis nach Wolfratshausen, bzw. in die Pupplinger Au, gelaufen. Hatte meine bestens eingelaufenen Hanwag Alaska an und trotzdem heftige Blasen gekommen. Bin dann die zweite Etappe sehr gequält bis Bad Tölz gelaufen, aber dort gleich mal einen Ruhetag wegen meinen Blasen eingelegt, um diese mit guten Compeed Blasenpflaster und Tape zu versorgen - hat dann auch geholfen, sodass ich dann die restlichen Etappen ohne weitere Fußprobleme genießen konnte.
Also aus heutiger Sicht würde ich die erste Etappe im Kloster Schäftlarn beenden und dort Übernachten.
Einige Wanderer, die ich unterwegs getroffen habe, schickten in Belluno ihre Wanderstiefel nach Hause zurück und kauften sich dort Lauf/Sportschuhe für die flacheren Etappen - auch noch eine Möglichkeit.
Gruß Alex

Die Frage nach dem Schuh

puppi88, Sonntag, 24. April 2016, 09:23 (vor 2925 Tagen) @ alex

Hallo zusammen,
ich bin letztes Jahr die ersten 12 Etappen gegangen. Hatte auch auf dem Weg von München bis Lenggries die Bergschuhe an und das trotz 35 Grad. Überraschenderweise war das überhaupt kein Problem. Ich hatte in den 12 Tagen auch keine einzige Blase. Trotzdem hatte ich meine ultra leichten alten Laufschuhe dabei, für alle Fälle sozusagen. Die sind nicht wirklich ins Gewicht gefallen und auf manchen Passagen kann man auch getrost mal andere Schuhe tragen.
Die erste Etappe sind wir auch nur bis Schäftlarn gegangen, das reicht für den ersten Tag, auch zur Gewöhnung an den Rucksack, vor allem wenn es richtig heiß ist.

Die Frage nach dem Schuh

Peter11 @, Sonntag, 24. April 2016, 15:14 (vor 2924 Tagen) @ puppi88

Hey,
ich bin den Weg schon 2-mal ganz und 2-mal in Teilbereichen gewandert...
und werde mich nun im Sommer ein drittes Mal aufmachen...
immer mit einem Salomon XA Pro 3d Ultra GTX...und immer ohne Probleme und Blasen.

Da man ja die Tour nicht untrainiert beginnen sollte, ist auch die erste
Etappe bis Wolfratshausen zu machen...und in der in den Reiseführern angegebenen Zeit zu schaffen (ich selbst bin vor 2 Jahren bis Königsdorf weitergegangen, weil die Bedingungen gepasst haben)...

Die Frage nach dem Schuh

K2 @, Sonntag, 24. April 2016, 16:57 (vor 2924 Tagen) @ Stratos

Hallo Stratos.

Klaus hat ganz viele wichtige Argumente zur Schuhwahl bereits in seine umfassenden Antworten eingeflochten:

Nimm ein paar Stiefel mit, das richtig passt, damit überstehst Du auch die Flachetappen.

Entgegen der landläufigen Meinung (und auch der einiger gedruckter Wanderführer) sind konditionell und allgemein die Physis betreffend keineswegs die Bergetappen die kritischen, sondern die Flachetappen nach München und vor Jesolo. Dies wird eine überwältigende Mehrheit der Leute, die München-Venedig am Stück gegangen sind, bestätigen.
30-40 km Strecke mit einem großen Rucksack auf meist festem und verdichtetem Untergrund (bis hin zu Asphalt) sind einfach anstrengender, insbesondere wenn es dann vielleicht noch knapp 40° im Schatten (ohne Schatten) an der Piave hat.

Ob man dafür allerdings wirklich andere Schuhe nutzen möchte/sollte ist allerdings eine ganz andere Frage.

Letztlich ist es die Abwägung zwischen Effizienz und Effektivität:
1. ein leichter Schuh entlastet den Gehapparat um ein Vielfaches (das Mehrgewicht der Stiefel im Rucksack wirkt sich weniger aus)
2. umgekehrt bringt der hohe Schuh Schutz vor dem Umknicken, Geröll, Schnee und dem zweiten Schuh (für Leute, die beim Kraxeln zu Selbstverletzung neigen ;-) ==> ein erfahrener Streckenkenner wie Klaus kann da natürlich insgesamt evtl. auf einen leichteren Schuh setzen. Einem weniger Erfahrenen würde ich von Experimenten mit zu leichtem Schuhwerk (ohne Knöchel- und Geröllschutzband) abraten.
3. wenn man dann aber generell schwereren/stabileren Schuh für notwendig erachtet, warum dann überhaupt noch einen leichten mitnehmen ?
Mir kann keiner erzählen, dass man sich im Bergstiefel nach 450 km über die Alpen dann plötzlich im Flachland auf den letzten 100 km notwendigerweise unglaubliche Blasen läuft.
Ich erwarte nicht von jedem, dass er mit richtig schweren C-Bergstiefel M-V oder auch Mittelgebirgsmarathons wandert, aber wenn von mir persönlich jemand erwartet, ich solle aus dem Stand >> 30 km laufen (egal welcher Untergrund), dann ist klar, welche Schuhe ich anziehe ==> die einzigen bei denen ich genau weiß, dass dies kein Problem ist - in Kauf nehmend, dass die körperliche Belastung mit den bedingt steigeisenfesten etwas höher ist ;-)

Jack Wolfskin? Ich persönlich halte davon gar nichts.

Ich schließe mich dem an, allerdings ohne selbst empirische Fakten dieser Einstellung hinterlegen zu können.

Egal welchen Schuh Du kaufst, Du solltest ihn so oft wie möglich im Vorfeld schon tragen, auch wenn er für das Gelände bei Dir vor der Haustür übertrieben erscheint.

Das ist das entscheidende. Man KANN mit Sandalen die Tour gehen (auch wenn ich davon deutlich abrate) und man kann vor allen Dingen auch mit Bergstiefeln der Kategorie C (oder gar D) auch viele Kilometer einfaches Gelände bestreiten. Letzteres ist in jedem Fall einfacher und erfordert weniger Können als ersteres.

Oder ich laufe da gleich meinen B/C Schuh ein.

Das solltest Du in jedem Fall tun !
Ich rate sowieso jedem zum Test mal 2-3 Tage hintereinander mit den geplanten Schuhen, der vorgesehenen Rucksackbestückung (Gewicht !) mal im Mittelgebirgs-Umfeld gut 30 km pro Tag zu laufen. Wenn man dies physisch und psychisch überlebt (das kann ruhig weh tun), dann ist auch M-V in der Regel mehr eine Kopf- als eine Ausrüstungs- oder Körper-Sache.

Wovon ich generell abrate, ist es am ersten Tag die Strecke - wie im Rother Wanderführer beschrieben - von München bis nach Wolfratshausen zu gehen.

Klaus hat sicher recht, dass man gerade zum Start die Etappen gut etwas abweichend einteilen KANN. Auch wenn diese generell kein Problem darstellen, hat man dort eine gute Möglichkeit individuelle Anpassungen vorzunehmen. Bei manchen Bergetappen oder im italienischen Flachland ist dies ja nicht so einfach.

Da man ja die Tour nicht untrainiert beginnen sollte, ist auch die erste

Etappe bis Wolfratshausen zu machen...und in der in den Reiseführern angegebenen Zeit zu schaffen

Das mit dem Training ist aus meiner Sicht primär eine Besänftigung der Psyche.
Wie lese ich just in diesem Moment in einem aktuellen Zeitungsartikel (was auch auf Fernwanderungen direkt anwendbar ist): "Die Strecke mußt Du im Kopf bewältigen. Ca. 80% sind rein mentale Faktoren, um am Ende gut und gesund anzukommen." (Christine Thürmer, seit 8 Jahren 32.000 km zu Fuß, 30.000 km mit dem Rad und 6.500 km paddelnd unterwegs).

Wichtig ist auch: Man MUSS die Länge und die angegebene Zeit nicht schaffen, aber man muß für sich selbst das richtige Tempo und die richtige Einteilung wählen. Alles andere ist (sinnloser) Verschleiß, der in der Folge problematisch werden KANN.

K2.

Die Frage nach dem Schuh

Franziline, Montag, 25. April 2016, 16:43 (vor 2923 Tagen) @ K2

K2
Du hast mir gerade soooo geholfen! Danke! ich bin duch die ganzen Meinungen so verunsichert gewesen... ich gehe im August mit einem BC Schuh und ich freue micht jetzt darauf! Danke Dir

Die Frage nach dem Schuh

K2 @, Montag, 25. April 2016, 21:53 (vor 2923 Tagen) @ Franziline

Hallo Franziline.

Freut mich, ein wenig geholfen zu haben.
Hatte schon befürchtet, mit dem Beitrag nicht ganz den Punkt getroffen zu haben.

Schöne Grüße und allzeit blasenfreies und gesundes Fortkommen,
K2.

Die Frage nach dem Schuh

Stratos, Samstag, 30. April 2016, 11:25 (vor 2918 Tagen) @ Stratos

Ja perfekt. Dank euch für die Reaktionen! Ich werden mir den Salewa MS MTN TRAINER MID GTX dann besorgen. Für dieses Jahr nehme ich mir estmal als Ziel auf die Zugspitze zu wandern, natürlich die einfache Strecke. Den Traumpfad vielleicht dann eher für nächstes Jahr um erstmal Erfahrung zu sammeln. Wobei der Reiz natürlich schon da ist, schon dieses Jahr den Traumpfad anzugehen. :-)

Die Frage nach dem Schuh

Stratos, Samstag, 30. April 2016, 20:24 (vor 2918 Tagen) @ Stratos

Würdet ihr komplett abraten wenn ich den Traumpfad für August anpeilen würde ohne jetzt groß vorher in den Bergen wandern gewesen zu sein? Vielleicht ab Bad Tölz dann los ziehen.

Die Frage nach dem Schuh

Peter11 @, Samstag, 28. Mai 2016, 18:45 (vor 2890 Tagen) @ Stratos

Hey,
wenn du bereits mal früher in den Bergen unterwegs warst,
müsste der Traumpfad auch dieses Jahr schon klappen.
Ich hab vor 2 Jahren viele getroffen, die sich auch erst auf der Tour richtig
eingegangen sind...da war nicht unbedingt die Kondition wichtig, sondern vielmehr
der Wille.
Schöne Grüße
Peter

Die Frage nach dem Schuh

Stratos, Samstag, 04. Juni 2016, 17:31 (vor 2883 Tagen) @ Peter11

Leider war ich das noch nicht. Ich bin aber immerhin stolzer Bezwinger des großen Feldberges im Taunus :-P. Vielleicht sollte ich das nächstes Jahr angehen wenn ich schon ein paar Routen gelaufen bin. Mit dem Urlaub wird das auch ganz schön knapp. Groß Erholungstage auf der Tour wären dann auch nicht drin.

Wenn das weiterhin so schleppend, weil komplex, mit dem Kauf der Ausrüstung weiter geht, bin ich eh erst nächstes Jahr startklar..

Die Frage nach dem Schuh

Peter11 @, Montag, 06. Juni 2016, 17:46 (vor 2881 Tagen) @ Stratos

Als ich 2009 das erste Mal diese Tour gemacht habe, war ich vorher auch "nur" im bayerischen Wald unterwegs...und bei der letzten Tour 2014 bin ich einige Etappen mit einer 70-jährigen Frau aus Kiel gewandert...hat auch geklappt...ohne Erholungstage !!!

...und die Ausrüstung habe ich an einen Nachmittag gekauft...und mich auf die Beratung in einem Outdoorgeschäft verlassen...wie schon geschrieben...mit Mammut-Softshell und guter Regenkleidung, Trekkingturnschuhen(Salomon XA Pro 3D GTX) und Vaude-Rucksack (40 l / ohne Netz)....und war bei jeder Witterung voll zufrieden !!!

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