Bergerfahrung und Verhalten, gerne eure Meinung?

DieHelmis, Donnerstag, 24. November 2016, 12:09 (vor 2709 Tagen) @ Hansi

Hallo Hansi,

Ich kenne Deine Trittsicherheit und Deine Voraussetzungen natürlich nicht, aber vielleicht hilft es Dir zu lesen, wir wir das empfunden haben.

Wir machen die Tour in 3 Etappen als Familie mit unseren 2 Kindern. Sie waren beim Start im Sommer 2015 fast 8 und 11 Jahre. Letztes Jahr sind wir von München bis ins Inntal gegangen, dieses Jahr vom Inntal bis zum Grödner Joch, nächstes Jahr soll es dann bis Venedig gehen. Unsere Kinder sind einigermaßen bergerfahren (Wochenendtouren im Bayerischen Alpengebiet, Lasörlinghöhenweg, korsische Berge etc). Wenn man mit Kindern unterwegs ist, muss man natürlich nicht nur die eigene Trittsicherheit berücksichtigen sondern vor allem die der Kinder (auch wenn in Sachen Höhe ich der größte Angsthase von uns bin).

Wir haben von vornherein geplant folgende Abschnitte zu umgehen:
1. Birkkarspitze : (Alternative östlich durchs Karwendel über Falkenhütte und Lamsenjochhütte und dann hinunter nach Schwaz statt westlich über Scharnitz, hat uns sehr gut gefallen).
2. Friesenbergscharte: Alternative über Geraer Hütte und Alpeiner Scharte (das ging auch beim diesjährigen August-Schnee, Friesenbergscharte ging an den Tagen gar nicht), war großartig!
3. Nives Scharte: wir sind die Alternative durch das Roa Tal über die Sieles Scharte gegangen, stolpern sollte man an den seilversicherten Stellen auch nicht, fanden wir aber unproblematisch.
4. Schiara: ist erst im nächsten Jahr dran, das werden wir ganz sicher umgehen, vermutlich mit dem Bus.

Wie oben schon erwähnt, was Höhe, Schwindelfreiheit und damit verbunden Trittsicherheit angeht bin ich das schwächste Glied in der Familienkette und wir sind in der Vergangenheit das eine oder andere Mal wegen mir umgekehrt. Ich habe für München-Venedig sehr detailliert geplant und mir zu allen Passagen, wo im Rother was von Schwindelfreiheit & Trittsicherheit stand mögliche Ausweichrouten angeschaut, vor allem bei der Sieles-Scharte war ich unsicher. Auf der Tour habe ich folgendes gelernt:
1. Je weiter man kommt, desto sicherer wird man. Zum einen, weil man sich einfach an das Gehen auf schmalen Wegen mit dem Rucksack gewöhnt, zum anderen, weil die Anforderungen langsam steigen. Bis man zu den ersten kritischen Stellen kommt, ist man einfach in Übung. Es gab so mache Stelle, da wäre ich vor ein paar Jahren nie weitergegangen, da habe ich diesmal sogar runterschauen können. Die Sieles Scharte habe ich am Ende richtig genossen!
2. Mögliche Alternativrouten und die Bereitschaft, auch mal umzukehren nehmen den Stress. Dank der Alternativen und zus. Ausweichrouten (die wir nicht gebraucht haben), gab es keinen Abschnitt, wo wir das Gefühl hatten, wenn wir das heute nicht schaffen, dann kommen wir nicht weiter. Allein das gibt Sicherheit!
3. Trittsicherheit ist abhängig von der Tagesform. Wenn es mal nicht läuft, lieber einen Tag Pause machen. Nichts erzwingen und auch mal den Mut haben zu sagen "das ist heute nicht mein Weg"

Uns erwarten auch im nächsten Jahr Abschnitte, von denen wir nicht wissen, ob wir das schaffen. Dazu gehört sicher auch der Abstecher über den Piz Boe. Auch das werden wir wieder mit der Einstellung "wenn der Weg uns zu schwierig ist, dann gehen wir ihn nicht" angehen.

Unbestritten handelt es sich um einen hochalpinen Weg mit all seinen Risiken, die man nicht unterschätzen darf. Es gibt DAV Kurse "Grundkurs Bergsteigen", wir haben aber nie einen gemacht. Es gibt auch Kurse zur Wetterkunde, auch die haben wir nicht gemacht. Wetterempfehlungen und Warnungen gibt es von den Hüttenwirten, dass man darauf hört, versteht sich denke ich von selbst. Der ÖAV gibt einen Wetterbericht für 2 Tage aus, den kann man zur Planung gut hernehmen. Besonders wichtig ist das wenn lange Touren ohne geeigneten Unterstand anstehen (z.B. Lizumer Hütte - Tuxer Joch Haus oder Gliderscharte). Es ist aber durchaus sinnvoll, kritische Wetterentwicklungen selbst zu erkennen, dazu gibt es Bücher.

Aber mal eine andere Frage: wenn Deine Kinder gerne in die Berge gehen, hast schon mal dran gedacht, das mit ihnen gemeinsam zu machen? Für unsere Jungs war und ist das ein tolles Erlebnis, sie freuen sich schon auf Teil 3 im nächsten Sommer! Wenn Du Tips brauchst, immer gerne!

Viel Spaß beim Planen!
Sabine


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