Nach E5 den Traumpfad

BitPoet @, Donnerstag, 12. November 2020, 20:26 (vor 1255 Tagen) @ Blancanieve166

ich bin letztes Jahr die Alpenüberquerung auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran gewandert und überlege vielleicht 2021 den Traumpfad in Angriff zu nehmen.
Ist von Euch eventuell schon jemand beide Touren gewandert und kann deshalb einschätzen um wie viel härter der Traumpfad ist?

Mir ist klar das allein schon die Dauer, die Kilometer und die Höhenmeter einen großen Unterschied ausmachen, aber sind die Wege ähnlich oder würdet ihr sagen das manche Etappen sehr viel anspruchsvoller sind?

Sehr viel anspruchsvoller würde ich nicht sagen, auch wenn das natürlich ein wenig subjektiv ist. Beim E5 kommt es noch ein wenig darauf an, mit welcher Variante man vergleicht (Standard, Kaunergrat, Similaun...), aber ein paar ausgesetzte Stellen, kurze Reibungskletterstücke und ein wenig Blockwerk bietet der E5 ja immer. Die Etappenlänge ist eher nicht das Thema. Übers Birkkar darf man sich an ein, zwei Stellen nicht zu schade sein, die Hände beherzt an den Fels zu legen (eher nichts ans Stahlseil, das nur fragwürdige Sicherheit bietet), aber kritisch würde ich das bei entsprechender Umsicht nicht nennen. Auf der (bei perfektem Wetter Königs-)Etappe von der Glungezer zur Lizumer muss man definitiv Schwindelfrei sein und eine gute Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit haben, denn dort klettert man auf dem Grat auch mal über mittelgroße Felsblöcke und die Markierungen sind nicht immer gleich auf den ersten Blick ersichtlich. Im Zweifelsfall gibt es da aber auch die Schlechtwettervariante auf dem Zirbenweg durch riesige Heidelbeerfelder. Die oft zitierte "Schlüsselstelle" Friesenbergscharte ist gar nicht so schlimm, weitgehende Schwindelfreiheit vorausgesetzt - bei trockenem Fels lässt sich die kurze Stelle von geübten auch ohne Zuhilfenahme des Stahlseils überwinden (nicht dass ich das empfehlen würde, aber für die Einordnung).

In den Dolomiten sind ein paar Abschnitte dabei, die eher Steig als Weg sind (hoch zur Roa- und Nives-Scharte, teilweise nach dem Rif. Pisciadu), ich kenne aber niemanden, der so weit gekommen ist und dann dort überfordert gewesen wäre. Es gibt die zwei wirklichen Klettereien, die eine zum Boè hoch (mitnehmen wenn es irgendwie geht!) und natürlich der Schiara-Klettersteig. Beide sind optional, aber grandios.

Ich würde sagen, wenn du mit der Etappenlänge auf dem E5 keine Probleme hattest und einigermaßen schwindelfrei und trittsicher bist, dann ist die größte Gefahr, dass du immer weiter laufen willst. Die klassische Wanderkarriere geht so: auf dem E5 angefixt, auf dem Traumpfad süchtig geworden, und ein paar Jahre später steht das Bücherregal voller Fernwanderliteratur und der Urlaub kann nicht mehr lang genug und die Tour nicht weit genug sein :-D


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