Abruch wegen Krisensituation

Der olle Hansen ⌂ @, Lübeck, Donnerstag, 24. November 2016, 10:29 (vor 2708 Tagen) @ alpenbella

Ich habe die Tour aufgrund schlechtem Wetter an der italienischen Grenze abgebrochen, da war leider niemand, der mir Mut zum Weiterwandern gegeben hätte. Ich selbst konnte es nicht mehr. Schade eigentlich, weil es tatsächlich nur am Wetter und meinen Nerven lag.

Hallo alpenbella!

Ich weiß nicht, ob du nach so langer Zeit hier noch liest. Aber vielleicht helfen meine "50 Cent" zum Thema "Abbruch" jemand anderem bei der Entscheidungsfindung.

Also ... ;-)
Zunächst einmal glaube ich nicht, dass du die Tour wegen des schlechten Wetters abgebrochen hast. So wie du es schreibst, hat dich allerdings das Wetter in eine persönliche Situation gebracht, in der der Abbruch DIE absolut richtige Entscheidung war.
Du selbst konntest dich nicht mehr motivieren und es war auch grad niemand anders da, der dich hätte aufbauen konnen. Und so war die mentale Belastung zu groß. (Das kann auch durch andere Faktoren passieren, nicht nur Wetter.)
Diese Belastung hat dich geschwächt und selbst Dinge, die dir sonst leicht fallen, wären dir mißlungen, hättest du sie erzwingen wollen.
Daher Respekt, dass du dich in dieser schwierigen Situation zum Abbruch durchgerungen hast! (das ist immer die schwerste Entscheidung!)
Wärst du weitergegangen, wären Fehltritte, Ausrutscher, Stürze, usw. vorprogrammiert gewesen.

Wenn es zeitlich noch passt, hilft in solchen Situationen eventuell ein Pausentag (oder auch ein zweiter), an dem man sich nur Gutes gönnt ("Wellness für die Seele"), die Psyche wieder soweit zu stärken, dass man einen weiteren Anlauf wagt. Mit Glück finden sich sogar für den zweiten Anlauf Begleiter.

Wenn es in einer Gruppe passiert, dass eine/r mental so geschwächt ist und die Gruppe schafft es nicht, die Person wieder zu motivieren, dann sollte ein Gruppenmitglied gemeinsam mit zurück gehen, damit dem/der Geschwächten - im wahrsten Sinne des Wortes - kein Ausrutscher passiert. Und auch (oder gerade) beim "Rückzug" werden aufbauende Worte sehr hilfreich sein.
Auch wenn die Gruppe es schafft, die Motivation wieder aufzubauen, sollte die Person mindestens an diesem Tag "unter besonderer Beobachtung" stehen und besonders fürsorglich behandelt werden und vermehrte Hilfestellungen angeboten bekommen.

Weit vorausschauend könnte man auch solche Überlegungen in die Planung einbeziehen: Was mache ich, wenn ich "durchhänge", wenn mich der Mut verlässt? Wie kann ich mich motivieren?
Alles kann motivieren: Ein Foto der/des Liebsten daheim, ein "Durchhaltesatz" zu Haus auf einen Zettel geschrieben und jetzt immer wieder gelesen, eine besondere Tafel Schokolade im Rucksack, oder oder ...

"Was-wäre-wenn-Gedanken" sind nie verkehrt. Auch noch unterwegs für die nächste Etappe, für den nächsten Tag, ... "An welchem Punkt muss ich meine Kräfte prüfen und entscheiden, ob vor oder zurück?" "An welchem Punkt des Weges gibt es noch weitere Alternativen?"

Es fühlt sich besser an, einen "geplanten Rückzug" anzutreten als aufzugeben, wenn nichts mehr geht. Es zieht einen nicht so runter und man fühlt sich schneller wieder fit.


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