Kartengrundlagen und GPS - Teil 1

K2 @, Samstag, 10. Dezember 2016, 14:25 (vor 2687 Tagen) @ Der olle Hansen

Hallo oller Hansen.

Meine Antwort ist knapp doppelt so lang, wie hier erlaubt.

Teil 1:

Hier kann ich Dir teilweise zustimmen, fühle mich aber bemüßigt in anderen Teilen zu widersprechen oder zumindest - aus meiner Sicht - nicht zusammengehörige Dinge, die hier in einem Topf landen, aufzutrennen bzw. zu ergänzen.

Mit GPS-Karten beschäftige ich mich seit einigen Jahren. Obwohl ich GPS begeistert einsetze, bin ich doch skeptisch bezüglich des Kartenmaterials. Die GPS-Technik arbeitet sehr genau, aber die Qualität digitale Karten ist schwer zu beurteilen.

Stimmt.
Allerdings gilt das für analoge Karten aber mindestens ebenso: Und nicht immer stimmen die vorherrschenden (Vor-)Urteile.
Beispiel: Man schaue sich mal die Karten der bekannten Quellen (Alpenverein, Kompaß, Tabacco) zwischen Landshuter-Europa-Hütte, Pfitscher-Joch und Gliederscharte auf der M-V-Route an.

Die GPS-Technik hat aber auch Tücken: Teilweise hat man plötzlich (damit ist nicht schlechter Empfang gemeint) Abweichungen im KILOMETER-Bereich. Ist halt auch nur Sensorik + Software != fehlerfrei.

Wenn ich auf der Terrasse einer Hütte sitze und mein GPS zeigt meine Position 80 m daneben auf der grünen Wiese an, dann ist nicht mein GPS-Gerät 80 m ungenau, sondern vermutlich liegt die zugrundeliegende digitale Karte 70-75 m daneben ... die restlichen 5-10 m gehn dann aufs Konto des GPS-Empfängers.

Korrekt.

Freie Karten (z.B. OSM) werden von Laien bearbeitet, das ist zwar löblich, aber nicht alle Beteiligten sind ausreichend begabt ... ;-)

Nun, das gilt für die Zeichner analoger Karten aber genauso: Z.B. die "Biletti"-Karten (München-Venedig, Ost-Alpen) oder die IGN-Karten (GTA, West-Alpen) aus italienischen Verlagen sind eigentlich kaum zu gebrauchen (insbesondere erstere erinnern an die Abbildung des Zonenrandgebiets in DDR-Karten - ich konnte es ja nicht glauben und dachte auf dem Weg nach Venedig, so eine Karte sei besser als keine - einer der wenigen Irrtümer, die mir in dieser Hinsicht unterliefen :-().
Das Papier dieser Machwerke ist übrigens nicht mal richtig kompatibel für andere "Geschäfte" ;-)

Man braucht aber nicht zu glauben (in der Schweiz mag das anders sein), daß die ordentlich arbeitenden kommerziellen Kartenverlage Geographen zum (Neu-)Vermessen ins Gelände schicken würden !
Besonders augenfällig wird dies in den Alpen, wenn man im Kleingedruckten mal den Stand der Gletscherverläufe nachliest - 30-40 JAHRE alt sind da keine Seltenheit.

Und so sind Pfade, Wege und meist sogar Straßen oft weit ab von der Realität. Wasserläufe und Ufer von größeren Gewässern sind meist gruselig schlecht digitalisiert.
Original OSM hat vor gut einem Jahr einen gewaltigen Qualitätssprung gemacht, zumindest im Raum D-A-CH.

Diese Einschätzung mit dem Sprung kann ich nicht unbedingt teilen.
Es gab vorher schon extrem gut gemappte Gebiete in den Alpen und es gibt heute ebenfalls noch katastrophale.

Aus meiner Sicht hat die kommerzielle Karte in der Regel einen höheren Mindest-Level, erreicht aber in gut betreuten Gebieten NIE die Detailfülle und Aktualität eines permanent gepflegten Datenbestandes, der noch dazu häufiger neue Kompilate auswirft (z.B. OSM-Freizeitkarte alle paar Monate).

Kommerzielle Karten sind in der Qualität meist besser, aber oft kann man nicht soweit hinein zoomen, wie man das als Wanderer möchte, weil die Zielgruppe der Käufer sich mit Zweirad oder Auto fortbewegt und diese Detailgenauigkeit nicht braucht.

Zoom-Level hat absolut nichts mit kommerziell oder frei zu tun, sondern hängt primär von Anzeige-Software und Kompilat ab (interessanter/relevanter ist da eher nicht die maximale Zoomstufe, sondern ab welchem Zoom-Level, welche Informationen angezeigt werden: das ist bei Vektor-Karten der Kompromiß zwischen Informationsdetails und Lesbarkeit) und dann natürlich davon, ob es Vektor- oder Rasterkarte ist.
Egal ob für Auto- oder Fußgänger-Navigation: Routing-fähige Karten sind generell Vektorkarten (oder zumindest mit Vektor-Informationen versehen).
Typischer Vertreter von kommerziell verfügbaren Digital-Karten im Rasterformat: DAV-Karten.

Mein Weg aus dem Dilemma: Ich habe mir ein leistungsstarkes, aber dennoch günstiges Programm zugelegt, mit dem ich OSM-Karten selber bearbeite. Dort, wo ich bessere Details brauche, arbeite ich sie selber ein. Unterkünfte, Einkaufsmöglichkeiten, Bushaltestellen und sogar Notizen lassen sich beliebig ergänzen. Ungenaue Wege lassen sich verbessern.

Dazu müßtest Du aber genaue Lage der Wege kennen, im Idealfall diesen also selbst abgelaufen und getrackt haben ==> Henne-Ei-Problem.

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