München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1

AV Tirol ⌂ @, Tirol, Samstag, 10. September 2011, 23:56 (vor 4583 Tagen) @ AV Tirol

teil 2
Der Alpenverein ist keine Caritas, die meisten, die sich selbst versorgen, lügen sich in die eigene Geldtasche. Ich weiß von unseren WirtInnen, dass sie jederzeit Gäste unentgeltlich versorgen und von den Sektionen aus kostenlos nächtigen lassen, wenn jemandem das Geld irgendwie ausgegangen ist, wenn sich junge Leute in Ausbildung auf den Hütten bewegen oder wenn zB jemand oder eine gruppe vom Schlechtwetter überrascht wird, in eine Hütte muss und vielleicht länger bleiben muss. Da wird immer ausgeholfen.
Aber ansonsten gibt es kein Verständnis, wenn es manche geradezu darauf anlegen, nichts bezahlen zu müssen. München-Venedig ist kein Selbstversorgertripp, auch wenn das in div. Foren zu dargestellt und empfohlen wird.
Es gibt organsierte Bergreisen über die Alpen, die Teilnehmer müssen AV-Mitglied werden für diese Tour, der Organisator bekommt sicherlich noch eine Provision, die reservieren für 30 Personen Lager und sagen im letzten Augenblick, sie sind Selbstversorger. Die TeilnehmerInnen klagen dann auf den Hütten über schlechteste Organisation, zu zweit bekämen sie lt. Vertrag ein kleines Skiwasser als billigstes Getränk, um dem Selbstversorger-Infrastrukturbeitrag auszukommen. Das kann nun jeder halten wie er will, - aber nicht auf kosten der Mitglieder, die eine Hütte zu erhalten haben. Davon hast Du offensichtlich keine Vorstellung, was das heißt und auch kostet.
Bei einem Prozentsatz von 3 – 5 % Selbstversorger hätte keine Hütte, keine Sektion, kein Wirt und auch ich kein Problem. Aber es sind nicht 10 %, wie Du meinst, sondern mindestens doppelt bis dreimal soviel. Die Selbstversorger sind nicht für das polemische „Hungertuch“ der Wirte verantwortlich, aber letztlich müssen auch die Hüttenwirte mit ihren Familien davon leben, was eine Hütte eben erwirtschaftet. Und wenn das nicht stimmt, kommt die Sektion zum Handkuss, sprich die Mitglieder, die für den Ausfall weniger Pachteinnahmen hat, weniger finanzielle Mittel für den sündteuren Erhalt von Hütten im Hochgebirge, für notwendige Investitionen. Darüber braucht sich der kleine Maxi kein Kopfzerbrechen zu machen, aber wenn er was kritisiert, sollte er alle Fakten kennen – und nicht pauschal die Hütten in Tirol diskriminieren als Geldgeier.
Ich vermute, Selbstversorgung dieser Art ist eine Art fundamentalistische Grundhaltung, die mit den heutigen Bedürfnissen und Erfordernissen nicht in Einklang zu kriegen ist und zu einem „Glaubenskrieg“ führen wird. Die Zeiten haben sich geändert, wer in die Berge will, kann das auch heute noch sehr günstig tun. Aber es ist unmoralisch zu verlangen, dass andere dafür aufzukommen haben, was ich mir nicht leisten kann. Wenn mir wörtlich ein Selbstversorger auf einer Hütte heuer sagt, „wie stellst du dir das vor, ich hab nur noch 80 Euro für noch 20 Tage und ich will bis Venedig, wie soll ich das etwas zum Essen bezahlen und eigentlich hätte ich mit einem Notlager genug“, dann ist das eben doch „Schnorrerei“ zu Lasten anderer und nicht mehr Solidarität.
Gerald - ich nehme an, Fortsetzung folgt.


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