Resümee - Teil 1

AV Tirol ⌂ @, Tiroler Hütten, Donnerstag, 15. September 2011, 14:08 (vor 4579 Tagen) @ AV Tirol

9. Den Ausdruck der Schnorrerei im Zusammenhang mit den Selbstversorgern nehme ich mit Bedauern zurück, das war schlampig zu allgemein formuliert. Ich bleibe aber dabei und kann es belegen, dass er für einen kleineren Teil absolut zutrifft.
Und allerdings bin ich überzeugt, dass manche SV nicht rechnen (können); wenn ich mir nur die Beiträge dazu im Forum unter ... durchlese, sehe ich mich bestätigt: Nächtigung im Lager kostet bei uns ca. 6 - 9 €, Bergsteigeressen max. 7 €, billiger geht’s nicht, vorallem wird es, je weiter man nach Süden kommt, immer teurer, besonders dort, wo es keine AV-Hütten mehr gibt.
Es ist für mich nicht nachvollziehbar und mit Argumenten zu belegen, warum ich mich am Punkt A mit Lebensmitteln vollbepacke, wenn ich unterwegs ebenso günstig oder gar noch billiger gut bis sehr gut, vielfältig und ortsbezogen, verpflegt werden kann. Da lügt man sich selbst in den Sack. Um den Menschen das „Bereisen der Alpen zu ermöglichen“, wurde der Alpenverein gegründet und wurden die Hütten gebaut. Wer als SV unterwegs sein will, ok, aber warum dann zu Lasten der Mitglieder einer Hüttensektion? Das hat mit Solidarität rein gar nichts zu tun. Ist eigentlich eine Missachtung derer, die sich jahrzehntelang um diese AV-Hütten kümmert, sie betreibt, sodass sie allen Bergwanderern eine möglichst gute Hütte sein kann.
Ein Weg wie der Traumpfad sollte ja nach meinem Verständnis nicht nur ein sportlicher Wettlauf sein (kann er auch), sondern auch etwas von Natur, Kultur einer Landschaft, Menschen und Kulinarik vermitteln. Ich bin momentan nach einer Tour gerade auf einem Campingplatz in Italien und wundere mich (inzwischen nicht mehr), wieviele Tonnen an Lebensmitteln die Urlauber und Camper vom Norden nach dem Süden transportieren, vermutlich die gleichen Tomaten, die aus Italien kommen, hier frischer und bis zu 2/3 billiger sind.
10. Der Hinweis auf die DAV-Hüttenordnung ist ebenfalls berechtigt. Es ist das Problem des DAV und OeAV, dass sie in solch schwer oder nicht zu lösenden Fragen die Angelegenheit eben nicht lösen und an den Letzten in der Kette abwälzen, auf die hüttenbesitzenden Sektionen und die Wirte. Ich vertrete im OeAV Tirol die Meinung – und diese auch in einer Arbeitsgruppe mit dem DAV – es müsse das Verursacherprinzip zum Tragen kommen. Wenn den großen Hauptvereinen die Selbstversorgerei ein so großes Anliegen ist, darf man es nicht auf dem Rücken des Letzten ausbaden, sondern muss die hüttenbesitzenden Sektionen bzw. damit die Hüttenwirte entsprechend „entschädigen“ und nicht den Einnahmenentfall (Weniger Umsatz – weniger Pachteinnahme) den Mitgliedern einer Sektion aufbürden, die zufällig eine Hütte zu erhalten haben.
11. Niemand macht sich vermutlich ein Bild, welchen Aufwand es bedeutet, eine alpine Schutzhütte zu erhalten, er braucht es auch nicht. Aber um argumentieren zu können und Verständnis zu haben und nicht einfach die Hüttenwirte als Blutsauger hinzustellen, wäre es doch gut, mehr darüber zu wissen. Wer weiß schon, welchen Aufwand (auch finanziell) es bedeutet, eine Hütte zB auf 2610 m, mit Trinkwasser zu versorgen (Quellen sind üblicherweise auf 2000 m Höhe), mit Holz, Gas und/oder Strom zu versorgen, Abwässer gereinigt ins Tal zu leiten, damit die Trinkwasserquellen nicht verunreinigt werden? Hütten gegebenenfalls zu sanieren, weil sie nicht mehr den behördlichen Auflagen hinsichtlich Brandschutz, Lawinensicherheit, Bauphysik und Statik, Hygiene in Küche und Speis, u.v.a.m. entsprechen? Das macht bei einer einzigen Hütte gleich einmal eine Million Euro an Investitionen aus. Das finanzieren großteils die Mitglieder einer Hüttensektion mit ihrem Beitrag und ihren Spenden und ihrer Mitarbeit. Und muss klarerweise auch aus den Hüttenerträgen finanziert, sprich auf den Hütten verdient werden.
12. Daher erscheint es mir nur recht und billig und gerecht, wenn jeder dazu seinen Obolus direkt vor Ort beiträgt, auch der Selbstversorger, und nicht um 2.50 € herumstreitet, die er für die Benützung der Infrastruktur der Hütte zu leisten hätte (Heizung, Trockenraum, Warmwasser für die Zubereitung der fastfood Nahrung und die mehrmalige Toilettenbenützung etc). Eine WC-Spülung auf 2600 m kostet nachweisbar 4 – 5 Euro, bitte einmal nachrechnen, was das pro Saison bedeutet.


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